FORSCHUNGSPROJEKT „BIOFLA“: Wie können Biopolymere hohen Flammschutzvorgaben standhalten?

Produkte in der Elektrik und Elektronik (E&E) müssen hohe Flammschutzvorgaben und oft anspruchsvolle thermische Anforderungen erfüllen. Bisher am Markt erhältliche Bio-Polymere wurden diesen Anforderungen nicht gerecht. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt von BGS, Fraunhofer WKI, Fraunhofer IAP und weiteren Industriepartnern sind erstmals erfolgreich neue Konzepte zur Verbesserung der Flammschutzeigenschaften in Biopolymeren entwickelt worden. Damit könnten künftig Kunststoffe in der Elektrik und Elektronik eingesetzt werden, die zu einem hohen Anteil aus biobasierten Komponenten bestehen. Das bedeutet: Produkte wie Stecker, Steckverbinder oder Bauteile für Ladestationen von Elektrofahrzeugen könnten bald aus Bio-Kunststoffen hergestellt werden. Die Verarbeitung wurde im Rahmen des Forschungsprojekts mittels Compoundierung und Spritzguss getestet.

Zu den Ergebnissen

11 Personen stehen auf Treppe und lächeln in Kamera

PROJEKTINFORMATIONEN: FÖRDERER & PARTNER

Fördermittelgeber:
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Projektträger:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR)
Partner:
Fraunhofer WKI, Fraunhofer IAP, Clariant Plastics & Coatings (Deutschland) GmbH, Linotech GmbH, Hesco Kunststoffverarbeitung GmbH, Kabel Premium Pulp & Paper GmbH, Hager Electro GmbH, Rettenmaier & Söhne GmbH, Georg Utz GmbH

FLAMMSCHUTZ VON BIO-POLYMEREN: MOTIVATION & ZIELE

Die wesentliche Motivation für das Projekt ergab sich aus der zunehmenden Nachfrage nach flammgeschützten Biopolymeren und Biokompositen, insbesondere im Bereich E&E. Polyamide (PA) sind die dominierende Polymerklasse in diesem Bereich und können aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Jedoch gibt es bislang nur begrenzte Kenntnisse über den Flammschutz und die Strahlenvernetzung von Bio-PA. Daher war es ein zentrales Anliegen, die Strahlenvernetzung flammgeschützter Bio-PA-Typen mit und ohne Holzverstärkung zu untersuchen.

Im Rahmen des Teilprojektes von BGS zu den Auswirkungen von Elektronenstrahlung auf die neuen Materialien wurden daher drei wesentliche Zielstellungen definiert:

  1. Erhöhung der Flammschutzwirkung durch Vernetzung des biobasierten neuen Materials.
  2. Kopplung des Flammschutzmittels an das Bio-Polymer.
  3. Nachweis der Vernetzbarkeit von bereits am Markt verfügbaren Bio-Polymeren, insbesondere in verschiedenen Formulierungen und mit dem Einsatz von Holzpartikeln.

EINFLUSS VON ELEKTRONENSTRAHLUNG: VORGEHEN & ERGEBNISSE

Zur Erreichung eines optimalen Flammschutzes ist die homogene Verteilung der Flammschutzmittel in der Bio-Polymermatrix notwendig. Die Kopplung mit der Polymermatrix sollte durch die speziell entwickelten, reaktiven Flammschutzmittel erreicht werden. Als neues Verfahren für die Anbindung der Flammschutzmittel an die Matrix wurde die Bestrahlung mit beschleunigten Elektronen eingesetzt. Die Eigenschaften der Polymere werden modifiziert, indem über die Strahlendosis kontrollierbare Vernetzungs- und Kopplungsreaktionen angestoßen werden. In den Versuchen erwies sich ein Additiv als wirkungsvoll, bei dem die Vernetzungsreaktion den Abbau des Polymers durch die Bestrahlung überwog. Auch weitere Additive wurden umfangreich getestet. Darüber hinaus wurden im Rahmen des Projekts flammgeschützte Formulierungen auf Basis von Bio-Polyamiden (PA) für den Spritzguss entwickelt und die Vernetzbarkeit unter Einfluss der Beta- bzw. Elektronenstrahlung erstmals untersucht.

Ergebnisse
Die eingesetzten Bio-Polyamide PA610, PA1010 und PA11 lassen sich mit Hilfe eines Vernetzungsadditivs sehr effektiv vernetzen. Nachgewiesen werden konnte der positive Effekt durch Zugabe von Holzpartikeln auf die Flammschutz-Performance. Die Wärmefreisetzungsraten konnten durch Holzzugabe reduziert werden, bei einer gleichzeitigen Verkürzung der Entzündungszeitpunkte. Die Vernetzung der entwickelten Materialien führt zu einem neuartigen Eigenschaftsprofil: So ließ sich bei fast allen PA-basierten Formulierungen eine Erhöhung der Zugfestigkeit und des Zug-E-Moduls unter Reduzierung der Kerbschlagzähigkeit belegen. Das Projekt hat auch gezeigt, dass die Herstellung vernetzbarer Rezepturen und ihre Verarbeitung viele Parallelen zu den bekannten konventionellen fossilbasierten Kunststoffen aufweist. Biobasierte Kunststoffe können daher konventionelle Kunststoffe in vielen Anwendungen ersetzen und durch die Strahlenvernetzung in ihrem Eigenschaftsspektrum weiter optimiert werden. Das eröffnet neue Möglichkeiten im Bereich E&E, insbesondere für Anwendungen in der Automobilindustrie – mit enormem Potenzial!

STRAHLENVERNETZUNG VON BIO-POLYMEREN: ÜBERSICHT der ERGEBNISSE

Fazit 1

Biobasierte Kunststoffe, insbesondere „Drop-Ins“ wie Bio-PA, sind strahlenvernetzbar und erhalten durch die Vernetzung ein neuartiges, optimiertes Eigenschaftsprofil.

Fazit 2

Durch Zugabe von Holzpartikeln zu den biobasierten, strahlenvernetzten Materialien kann die Flammschutz-Performance weiter verbessert werden.

Fazit 3

Die Herstellung vernetzbarer Rezepturen und ihre Verarbeitung zeigen viele Parallelen zu bekannten konventionellen fossilbasierten Kunststoffen.

Fazit 4

Biobasierte, strahlenvernetzte Kunststoffe können konventionelle fossilbasierte Kunststoffe in vielen E&E- u.a. in Automotive-Anwendungen ersetzen.

VIDEO: STRAHLENVERNETZUNG BIOBASIERTER POLYAMIDE

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